Sind Arbeitsanweisungen Pflicht?2010-11-30T15:29:10+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement Sind Arbeitsanweisungen Pflicht?

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  • Marco444
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 221

    Hallo,

    ich habe die Abläufe bei uns in Prozessbeschreibungen (Flussdiagramm) beschrieben.
    Die Arbeitsanweisungen wollte ich ganz weglassen und finde auch in der Norm 9001-2008 keinen Hinweis das diese da sein „müssen“.
    Hier einige Gründe:
    Wir haben über 7 Jahre keinen neuen MA eingestellt. Die Mehrheit der MA sind schon seid Ihrer Lehre (20-30 Jahre) in unserer kleinen Firma.
    Falls jemand in eine andere Abteilung eingesetzt werden soll findet eine Einarbeitung mit einen „alten“ Hasen statt. Diese Einarbeitung wird nach einer Woche und nach 4 Wochen überprüft.
    Jeder hatt schon mal in anderen Abteilungen gearbeitet. Bei Änderungen oder neuen Maschinen finden interne u. externe Schulungen statt auch mit Überprüfung.

    Die bisher vorhandenen Arbeitsanweisungen verstauben und werden nicht genutzt.

    Wie ist Euere Meinung?

    Michael
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 1490

    Hallo Marco!

    Kommt drauf an, was in den Prozessbeschreibungen steht? In AA stehen genaue Angaben zur Arbeit, Durchführung, evtl. Prozessparameter, etc. etc. Wenn dies alles in den Prozessbeschreibungen bzw. Verweise auf Dokumente oder Software mit entsprechende Daten vorhanden sind, sollte nichts dagegen sprechen. Kundenfordeungen etc. ausgenommen. Manche Kunden wollen halt AA sehen.

    Gruß
    Michael

    RalfAb
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 313

    Hallo Marco,

    wie du richtig anmerkst sind Arbeitsanweisungen nicht zwingend notwendig. Man muss nur grundlegende Verfahren (wie z.b. Messmittelüberwachung) beschreiben.
    Wo keine betriebliche Notwendigkeit besteht kann man auf Arbeitsanweisungen verzichten.

    Ralf

    geändert von – ralfab on 30/11/2010 15:39:33

    Anonym
    Gast
    Beitragsanzahl: 2122

    Im Hinblick auf das Risiko „Organisations-verschulden“ schreibe ich lieber eine Arbeitsanweisung (AA) zu viel als mich auf mündliche, nicht dokumentierte Anweisungen zu verlassen.

    Für gefahrgeeignete Tätgikeiten sind AA’s sowieso Pflicht.

    Anforderungsgerechte Auswahl/Qualifizierung der Mitarbeiter (+Kontrolle) sollte schriftlich dokumentiert sein.

    Gruß,

    Martin S

    Frank_Hergt
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1530

    Hallo Marco!

    Wenn ich Euch als Lieferanten hätte, würde ich mich schleunigst nach einer Zweitquelle umschauen. Ziel wäre, Euch mittelfristig abzuschalten.
    Grund: Eure Mitarbeiter sind anscheinend alle in einer Altersklasse. D.h. die werden innerhalb von ein paar Jahren gemeinsam in Rente gehen. Ihr Know-How ist nirgendwo dokumentiert. Eine Geburtstagsliste reicht mir also um vorauszusagen, in welchem Jahr Eure Firma endgültig zusammenbrechen wird.

    Schöne Grüße

    Frank

    „Mother, should I trust the government?“ (Pink Floyd / THE WALL)

    qualyman
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 2072

    Hallo Marco444,

    also ich sehe das genauso wie Frank!

    Wenn Ihr Euch nicht schleunigst dazu entscheidet, das Unternehmens-Know How abzusichern, wird es sich, kurz oder lang, auf rein biologische Weise aus dem Betrieb davonschleichen. Man stelle sich nur mal vor, so ein „Spezi“ behält das erworbene Wissen für sich und verunfallt auf tragische Weise. Wie geht es dann weiter? Wohl nur mit holpern und stolpern!
    Und dann: Erfahrungsträger weg, Wissen weg, Nachfolger saufen ab, keiner mehr da wo einem Antworten auf spezifischen Fragen geben könnte. Wie lange die Kunden dann dem Unternehmen treu bleiben, ist nur eine Frage der Zeit!
    Alles sehr, sehr riskant für ein Unternehmen.

    Gerade ein Management-System kann dies zu einem großen Teil verhindern, wenn man die Kernprozesse beschreibt und für die Nachfolger nachlesbar macht!

    Gute Zeit!

    Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!

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    QM-FK
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 469

    Meiner Meinung nach sollte man das ganze etwas differenzierter sehen:

    Man kann nicht alles Know-How niederschreiben, aber wer nichts niederschreibt, verliert sein Wissen.
    Nicht umsonst wird das Wissensmanagement als wichtiger / zentraler Baustein zur Zukunftssicherung eines Unternehmens angesehen und nicht nur die Altersnachfolge für den Boss.

    Was ist Allgemeinwissen (d.h. ich „kaufe“ mir einen von vielen Spezialisten für die Maschine und die Produktion läuft problemlos weiter).
    Was ist Spezialwissen (d.h. das was wir können, kriegen andere so nicht hin).

    Im ersteren Falle ist man austauschbar und die Margen sind vergleichweise gering.

    Der zweite Fall ist natürlich interessanter und die Analyse, was das Unternehmen einzigartig macht, führt zwangsweise zur Frage, wie man dieses besondere Know-How konservieren kann.

    Einfaches Beispiel:
    Ich würde von einem Mathematiker nie verlangen, dass er in einer Arbeitsanweisung dokumentiert, wie man den Mittelwert oder Median ausrechnet. Viel interessanter ist es, warum er für die Analyse den Median statt Mittelwert verwendet.
    Es geht oft um das „Warum“, wobei die Antwort mit der Zeit verloren geht.
    Arbeitsanweisungen sollen die wesentlichen Fakten so enthalten, dass der Ausführende es richtig macht. Wer also viel mit Anfänger arbeitet, benötigt mehr Prosa und detailliertere Erläuterungen.
    Die Know-How-Träger sollten also rechtzeitig in die Schulung der Jungen eingebunden werden.

    Befund aus der Praxis:
    Warum ist der Verschleiß bei einem 1:1 nachgebauten Teil 50-mal geringer als beim Original?
    Das stellt für mich wesentliches und einzigartiges Firmen-Know-how dar!
    Aber dies lässt sich zugegebenermaßen nicht immer einfach in einer AA dokumentieren.

    Viele Grüße
    QM-FK

    Don’t think it – ink it.

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