Prüfmittelfähigkeit2004-07-15T10:57:04+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement Prüfmittelfähigkeit

Ansicht von 13 Beiträgen - 1 bis 13 (von insgesamt 13)
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    Beiträge
  • Cedric
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 4

    Hallo
    ich mache gerade ein Praktikum zum Thema Prüfmittelfähigkeit und bin deshalb ganz neu in dem Thema.

    Als grundsätzliche Fragen hätte ich:

    Wann ist eine Prüfmittelfähigkeitsuntersuchung überhaupt sinnvoll (insbesondere auf Standardprüfmittel)?

    Und ist eine Ermittlung der Messunsicherheit nach VDA 5 auch weitere Merkmale neben der Längenmessung übertragbar?

    Zduem wenn ihr mir gute Quellen zu dem Thema geben könntet, würde mir das auch schon helfen

    Danke im voraus

    Cédric

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo Cedric,

    grundsätzlich ist eine Prüfmittelfähigkeitsunersuchung (auch: MSA, Measurement System Analysis) dann sinnvoll, wenn Du überprüfen möchtest, ob Dein Prüfmittel gute Messungen liefert. „Gut“ heißt dabei „den Anforderungen entsprechend“. Manchmal wird es vom Kunden verlangt, manchmal gibt es Probleme mit den Messwerten, manchmal möchte man den Produktionsprozess optimieren und braucht dafür eine Aussage, wie genau die Messungen sind.

    Verglichen werden bei einer Prüfmittelfähigkeitsuntersuchung die Unterschiede der Messergebnisse mit den vorgegebenen oder erlaubten Unterschieden. Wichtige Aspekte sind dabei u.a.:
    *angemessene Genauigkeit
    *Stabilität der Messungen durch einen Prüfer
    *Unabhängigkeit der Messungen von den Prüfern
    *Vorgaben wie die Messungen durchgeführt werden

    Prinzipiell können alle Messungen bzw. Messsysteme überprüft werden: Länge, Druck, Gewicht, Temperatur,… Wichtig ist, dass die Ergebnisse ausreichend stabil und genau sind.

    Weitere Infos findest Du z. B. hier:
    files.hanser.de/files/docs/ 20040618_2461811647-110_3-446-22893-4.pdf

    Viele Grüße

    Barbara

    Cedric
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 4

    Danke für die Erklärung,
    was mich aber stört ist, wie kann ich bei einem Standardprüfmittel eine Fähigkeitsuntersuchung (z.B. Handkraftmessschraube)durchführen, wenn sich bei jeder Messung die Bedingungen ändern. Ist es in diesem Fall dann überhaupt sinnvoll eine Fähigkeitsuntersuchung durchzuführen?

    Cédric

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo Cedric,

    was genau meinst Du mit „wenn sich bei jeder Messung die Bedingungen ändern“? Für welche Messungen setzt Du das gute Stück denn ein?

    Viele Grüße

    Barbara

    Cedric
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 4

    Mit „wenn sich bei jeder Messung die Bedingungen ändern“ meine ich hauptsächlich, dass es kein bestimmtes Prüfteil gibt, sondern bei jeder Messung ein andersartiges Teil geprüft wird.
    Mit einer Handkraftmessdose werden einfach Krafmessungen durchgeführt. (z.B. mit wieviel N eine an einem Teil gezogen werden muss, um es zu zerstören).

    Cédric

    Carlos
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 417

    Hallo Cedric
    schau mal hier rein:
    http://www.woller-gti.de/Start/start.htm
    http://www.quality.de/lexikon.htm
    Hier findest du Infos, Listen zur MSA , bzw. zu deinem Praktikum.
    Gruss Carlos

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo Cedric,

    möchtest Du grundsätzlich wissen, ob Deine Handkraftmessdose in der Lage ist, innerhalb einer gewissen Toleranz Werte zu messen oder willst Du für einen bestimmten Prozess wissen, ob die Handkraftmessdose als Prüfmittel geeignet ist?

    Viele Grüße

    Barbara

    qualyman
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 2072

    Hallo Cedric,

    eine Prüfmittelfähigkeit ist grundsätzlich durchzuführen, wenn es sich um SC-Merkmal (signifikantes Merkmal) oder ein CC (kritisches Merkmal handelt.
    Bei beide Merkmalsarten müssen in der Automobiltechnik mittels SPC dokumentiert werden und eine Prozessfähigkeit von mind. cpk 1,33 nachgewiesen werden. Damit der Einfluss der Prüfmittel-Messgenauigkeit so gering wie möglich ist, ist mit den im PLP aufgeführten Prüfmittel ebenso eine Fähigkeit per MSA (siehe @ Babara) durchzuführen. Hierbei ist es unabdingbar, dass die hierzu verwendeten Teile (10 St.) immer die gleichen sind und immer an der gleichen Stelle gemessen werden. Die Messungen sind dann von 3 versch. Werkern zu wiederholen (Einfluss Mensch, Messkraft usw.). Das Ergebnis sagt Dir dann aus, ob mit dem Prüfmittel wiederholbare Werte überhaupt zustande kommen, der Einfluss der Werker gering ist und ob das Messmittel für die spezifizierte Toleranz auch geeignet ist.
    Mit einer Ablesegenauigkeit von 0,01 mm kann man halt keine Toleranz von 0,01 mm prüfen. Hier muss das Messmittel schon eine Auflösung von 0,001 haben. Sofern das Prüfmittel die MSA-Grenze von 30% übersteigt, ist das Messmittel nicht bzw. bedingt für das entsprechende Merkmal incl. Toleranz geeignet. Die durch das Messmittel verursachten und nicht bekannten Ungenauigkeiten können u.U. dazu führen, dass eine Toleranzüberschneidung erfolgt, ohne dass der Messwert dies aussagt.

    Spruch des Tages:
    „Der längste Marsch beginnt mit dem ersten Schritt“.

    Gute Zeit!

    Qualyman
    Automobilzulieferer,Lieferantenmanagement, Zierteile

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo qualiyman,

    Cedric hat etwas von zerstörenden Prüfungen geschrieben. Wie gehst Du damit um? (Gleiches Werkstück durch mehrere Prüfer wird dann einfach schwierig ;-)

    Viele Grüße

    Barbara

    Cedric
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 4

    Danke erst mal für die zahlreichen Anworten.

    Die Vorgehensweise einer Prüfmittelfähigkeitsuntersuchung ist mir im großen und ganzen klar, sei es die nach MSA oder die Ermittlung der Messunsicherheit nach VDA 5.

    Das Problem liegt aber im Bereich der Standardprüfmittel, bei denen die von den o.g. Richtlinien vorgeschriebenen Verfahren nicht immer möglich sind. (z.B. wegen verschiedenen Teilen)

    Bis bald

    Cédric

    QM-Planer
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 73

    Hallo Cedric,

    der erste Step bei der Messmittelfähigkeitsuntersuchung ist immer die Bestimmung der Wiederholpräzision und die Abweichung des angezeigten Werts vom wahren Wert. Dazu sind Normale, in deinem Fall kalibrierte Kraftmessdosen, zu verwenden, die rückführbar auf nationale Normale (PTB) sind. Solche Normale hat man aber normalerweise nicht im Betrieb. Ich würde mich deshalb an das nächste DKD oder die Lokale Eichbehörde wenden. Die haben in der Regel entsprechende Normale und können z.B. die Handkraftmessschraube in einem definierten Messbereich kalibrieren und, wenn möglich, justieren.
    Mit einem entsprechendem Prüfsiegel sollte die Sache dann auch erledigt sein.

    Grüße

    Arne

    Norbert
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 62

    Hallo Cedric
    wenn ich richtig verstanden habe willst du folgendes wissen:

    wie ist die Prüfmittelfähigkeit für Prüfmittel zu ermitteln, die für unterschiedlichste Produkte eingesetzt wird. Heute 1 Sonderteil a morgen 2 Sonderteile b, dann 1 Sonderteil c usw.

    Da du jeweils nur eine geringe Anzahl an Teilen hast, sind die o.g. Verfahren nicht möglich.

    Was kannst Du tun?
    Du kannst schauen ob trotz unterschiedlicher Bauteile ein gemeinsames Verfahren (gleiche Bauart) vorliegt und ggf. eine Referenz aufbauen (z.B. ein Bauteil messen und dann von einem unabhängigen Institut gegenprüfen lassen). Wenn gleiches Verfahren, dann kannst Du daraus ableiten, dass die anderen Messungen auch i.O. sein sollten

    Zum Thema was ist vorgeschrieben?
    Das kommt wohl auf Eure Standards an. Machst du für ein Längenmessmittel eine PMF??? Antwort ist wohl: nicht immer!!!
    Wichtig ist es, wie von qualiman beschrieben, kritische, oder gar sicherheitsrelevante Merkmale abzudecken.

    Gruss
    Norbert

    gopi
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 31

    Hallo Cedric,

    hier mal ein nicht-automotiv-lastiger Ansatz zu Fähigkeiten von Prüfmitteln:

    Messunsicherheit bestimmen und in ein Verhältnis zur Toleranz stellen.

    Die Bestimmung (eigentlich: Schätzung) der Messunsicherheit kann für alle quantitativen Prüfverfahren nach
    Guide of Expression of Uncertainty in Measurement, issued by BIPM, IEC, IFCC, ISO, IUPAC, IUPAP and OIML (kurz: GUM) oder
    DIN V EN V 13005:1999-07; Leitfaden zur Angabe der Unsicherheit beim Messen
    erfolgen.

    Dieser Ansatz findet übrigens auch in neuen DGQ-Schriften und in der VDA 5 Anwendung!

    Gruß,

    Torsten

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