Erstzertifizierung2007-09-14T13:57:38+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement Erstzertifizierung

Ansicht von 10 Beiträgen - 1 bis 10 (von insgesamt 10)
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  • eva
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    Beitragsanzahl: 44

    Hallo Ihr,
    ich bin gerade gut in Schwierigkeiten. Unser nonchalanter GF, der seit 2006 das Unternehmen leitet ist auditmüde und hat mal von irgendeinem schlauen Berater gehört, dass die 9001:2000 sicher bald ihre Zeit überlebt, und abgeschafft wird. Er sitzt lauter Missverständnissen auf, kennt die Unterschied zwischen Audit und Beratung nicht und fragt sich, warum er das Geld für eine Zertifizierung ausgeben muss. Er will aber auch nicht wissen, dass er ohne Zertifizierung leider gar keinen Umsatz mehr machen würde, weil kein Kunden bei ihm kaufen würde. Unsere Zertifizierung ist kein nice to have, sondern ein must have!

    Das was die Firma wirklich lähmt und nicht weiterbringt ist die dadurch entstehende Ignoranz der Führungskräfte, der schlechte Kommunikationsstil und eine grundlegend falsche Einstellung zu dem, was ein QM System ist, nämlich ein Werkzeug und kein Pflichtübung.

    Der GF ist schlichtweg alles lästig, was Kosten verursacht und aus seiner Sicht keine sofort meßbaren Einkünfte bedeutet.
    Der Witz ist: wir haben alles da: KPIs, die unseren kommerziellen Erfolg meßbar verbessert haben! Das würde er wissen, wenn ihn seine Ignoranz nicht hindern würde, Informationen dazu auch zu lesen und zuzuhören.
    Neueste Masche:
    Jetzt versucht er jede Form von Audit in Frage zu stellen. Dabei wirft die GF alles in einen Topf – Unser Management Team hatte dieses Jahr schon ein extrem zeitaufwendiges Finanzaudit vom Mutterkonzern durchzustehen, es wurde dabei nicht einmal das Auditziel, bzw. die Auditkriterien bekanntgegeben, ich glaube, dass das sehr anstrengend und fragwürdig war. Ich hatte keine Einfluss darauf, da man mich in keiner Weise involviert hat.

    Die sehr wenigen Stunden, die nun bei ihm ein internes und ein externes Audit im Rahmen unseres eigenen QMS stattfindet, sind jetzt der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

    Nun meine Frage:
    Es ist mit unserer Benannten Stelle vertraglich festgelegt, jährliche Überwachungsaudits durchzuführen, nicht zweijährliche. Wenn wir zweijährliche Audits wollen, müssten wir die Benannte Stelle wechseln.

    Wie sind Eure Erfahrung mit zweijährlichen Audits durch die Benannte Stelle?
    Mir graut es schon davor, weil die Zeit des Externen Audits ist genau die Zeit, in der auch alle QM-Muffel einigermassen an einem Strang ziehen. Ich sehe mich schon als Don Quichote gegen Windmühlen kämpfen ;-)

    Habt ihr ein Gefühl, welche Mehrkosten durch den Wechsel zu einer anderen Benannten Stelle entstehen (Akkreditierte, Benannte Stelle mit Qualitätsniveau vergleichbar mit TÜV SÜD oder TÜV NORD, wenn wir sagen ein Überwachungsaudit kostet ca. 9000 €, ein Rezertifizierungsaudit ca. 12.000 € ?
    Ich denke man spart kurzfristig auf keinen Fall Kosten ein…aber das ist eine Vermutung..

    Ich werde natürlich „Scheinangebote“ einholen, wenn ich aber ehrlich bin, will ich keinen Wechsel. Mit unseren Auditoren komme ich gut klar, weil sie stets gut vorbereitet sind und das Unternehmen auch langsam kennen, insbesondere die wirklichen Schwachstellen. Ich muss mich im Anschluss an die Audits nicht mit lauter Fremdwahrnehmungs-Pillepalle beschäftigen, der alle nervt, sondern kann die Probleme angehen, die ich auch ohne Ü-Audit angegangen wäre. Der KVP läuft fast wie von selbst und ich genieße sogar Akzeptanz im Vertrieb, was eher selten ist.
    Was würdet ihr mir raten? Abgesehen davon mich umzuorientieren, das tue ich sowieso schon seit einiger Zeit….

    Michael
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 1490

    Hallo eva!

    Seit wann kann man mit der Zertifizierungsstelle die Auditzeiträume aushandeln? Jeder, den ich kenne muß jedes Jahr ran und alle 3 Jahre die Rezertifizierung (wenn man wil) oder man macht eben ohne Zertifikat weiter. Wenn ich von einem Mutterkonzern lese, gehe ich mal davon aus das es zu all diesen Dingen Regelungen gibt. Denn der Mutterkonzern hat ja auch Vorgaben zu machen und bekommt welche vom Kunden. Könnte es sein das euer Standort finanzielle Probleme hat und dieser GF nur nach Sparmöglichkeiten sucht? Es kommt mir jedenfalls so vor, zumal ich das selber schon mal erlebt habe. Und alles deutet eigentlich darauf hin.

    Gruß
    Michael

    Hirschberger
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 88

    Wenn Du in einer Tochter arbeitest, dann ist die Frage deiner GF elegant an die Mutter weiterzuleiten. Egal welche Antwort DU von Dir aus gibst, wird dich entweder die GF am Standort oder die QM der Muttergesellschaft umbringen. Also eine offizielle Anfrage für die QM der Mutter aufsetzen, diese deiner GF vorlegen und an die Mutter senden.

    Wo 2-jährige Audits möglich sind, ist insbesondere bei den Verbund-Zertifikaten, d.h. es gibt ein Zertifikat für mehrere Standorte. Dies ist auch für den Gesamtkonzern sehr attraktiv, allerdings bedarf es dazu einer Sycronisation durch die Zentrale.

    eva
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 44

    Hallo Ihr,
    wir haben ein eigenes QM-System für den deutschen Markt, da wir eine Dienstleistung im Gesundheitswesen anbieten, die wir haben zertifizieren lassen, bevor uns das PQSG (Pflegequalitätssicherungsgesetz) dazu nötigt. Zum Zeitpunkt des Zertifizierung hatten wir auch noch ein Medizinprodukt für welches wir als Hersteller fungierten, und dessen CE Zertifizierung wir erreichen mussten. Inzwischen wird dieses nicht mehr hergestellt. Die Zertifizierung des QMS brauchen wir aber dennoch, weil wir sonst in keiner Linie unseres Vertriebes einen Fuss „reinkriegen“ würden.
    Den Mutterkonzern, der ein völlig eigenes QMS bei einer anderen Benannten Stelle hat, werde ich dazu sicher nicht befragen, sonst bringe ich die dort überhaupt auf die Idee, dass wir vielleicht gar kein eigene Zertifizierung brauchen.

    Für mich wäre interessant zu wissen:
    Stimmt es, dass Hersteller von Medizinprodukten alle zwei Jahre ihr QMS von ihrer Benannten Stelle zertifizieren lassen müssen? Das hatte mir eine Kollegin mitgeteilt. Es stünde außerdem im MPG (Medizinproduktegesetz) Ich kann das nirgendwo im MPG finden. Ich stimme Michael zu, dass ich keine Firma kenne, die sich alle zwei Jahre zertifizieren lässt, einige Kollegen bringen das jedoch immer wieder auf, was mich langsam sehr ärgert.
    Was mich inzwischen richtiggehend stresst, ist dass wir in wenigen Wochen Rezert haben und jetzt solche Diskussionen geführt werden.

    Das mit den finanziellen Schwierigkeiten und dem Kostendruck stimmt jedenfalls.

    Andere Frage: Weil ich mich jetzt umorientiere….
    Gibt es überhaupt QM Systeme die von der GF unterstützt werden? Oder ist das ein allgemeines paradoxes Muster in diesem Beruf?

    „Wasch mich, aber mach mich nicht nass“, kosten darf es nichts, alle wollen es haben, niemand will was dafür tun. Ansonsten hochtrabende, hohle Phrasen in der Firmendarstellung zum kontinuierlichen Verbesserungsprozess und zur ethischen Verantwortung, bla, bla…

    Gibt es noch Dienstleistungsunternehmen, die Ihr QMS als Tool verwenden und wo ein QMS mit Teamgeist erfüllt wird?
    Sonst müsste ich mich vielleicht eher noch mehr umorientieren.

    Für ein QMS mit Fertigung bin ich eher nicht qualifiziert und es liegt mir auch nicht so….

    eva
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 44

    Hallo (Herr?) Hirschberger,
    wo finde ich Informationen zu Verbundzertifikaten? Wir haben genau so eine Situation. (Matrixzertifizierung).

    Grüsse

    pen_26
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 411

    Hallo eva.
    sprich mit eurem Zertifizier, wegen einer Matrixzertifizierung?
    Hier will einer Geld verdienen.

    Frank_Hergt
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1530

    Hallo Eva!

    Das „wasch‘ mich, aber mach‘ mich nicht nass“ ist ziemlich normal. Mal härter, mal weniger hart. So schön wie bei Giovanni läuft QM fast nie. Siehe Beiträge von Vivian. Eine Firma vor ihrer GL zu retten, ist immer schwierig bis fast unmöglich. Andererseits hast Du anscheinend bis auf die GL den ganzen Laden hinter Dir. Gibt’s da niemanden, der Schützenhilfe leisten kann? Der Vetrieb ist doch meistens ziemlich mächtig.

    Viel Glück!

    Frank

    PS: Wenn der Kerl erst seit 2006 da ist, hast Du gute Chancen, ihn bis 2011 wieder loszuwerden.

    Hirschberger
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 88

    Wg. Frage zu Verbundzertifizierung:
    Frage die einzelnen Zertifizierungsgesetllschaften, die geben dir dann Info.

    Gross publiziert wird das Thema nicht, da die Zertifizierungsgesellschaften lieber Einzel-Zertifikate verkaufen.

    Hinweis: Die Reisekosten können höher sein, da der Zertifzierer ggf. um die Welt reist. Aber unsere GF hat das sehr geschätzt da sie eine unabhängige Stelle hat, die die Standorte miteinander vergleicht.

    Anmerkung: Wenn Du keine Rückendeckung von deiner Gf hast, und „Angst“ vor der QM der Mutter hast, dann ist es das beste, die Stellenangebote genau durchzulesen…

    eva
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 44

    Hallo alle, hallo Vivian,
    danke für die Anregungen,einiges davon trifft den Nagel auf den Kopf.
    Der ganze Wirbel konnte größtenteils aufgeklärt werden und jetzt ist wieder Ruhe.
    Es gibt wohl einige Zertifizierer, die mit freiwilligen Überwachungsaudits werben.
    Worauf komme ich da als GF, der diesem immensen Kostendruck standhalten soll?

    Wie? Wir haben uns (1998) freiwillig zertifizieren lassen und lassen uns für mehr als 10.000 € im Jahr „freiwillig“ Löcher in den Bauch fragen… Brauchen wir das überhaupt?

    Es gab aber inzwischen wohl ein Einsehen. Unsere Kunden sind eben auch Krankenkassen, die stellen ganz einfach diese Anforderung.
    Grüsse
    Eva

    Pranne
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 98

    10.000€ pro Jahr…??

    Das hört sich ein bischen viel an…holst du dir vor Beauftragung eines Zertifizierungsunternehmen Angebote rein?

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