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Bild FMEA-Risikoprioritaetszahl

Die Risikoprioritätszahl als Werkzeug für die ISO 9001

In meinem letzten Blogbeitrag hier auf dem roXtra-Blog bin ich auf den risikobasierten Ansatz der ISO 9001 eingegangen. In diesem Beitrag werde ich mich, wie bereits angekündigt, mit der Risikoprioritätszahl (RPZ) beschäftigen: Wozu wird die RPZ benötigt? Wie setzt sich die Risikoprioritätszahl zusammen und wie wird sie bewertet?

Viele Unternehmen haben meist bereits eine große Anzahl verschiedener Risiken identifiziert und stehen letztlich vor der Herausforderung, diese Risiken entsprechend einzuordnen und zu priorisieren. An dieser Stelle kann die Risikoprioritätszahl entscheidend weiterhelfen.

Risikoprioritätszahl – theoretische Annäherung

Zuerst sollte ich erwähnen, dass die RPZ innerhalb der FMEA-Analyse nur eine von verschiedenen Herangehensweisen zur Risikoeinschätzung darstellt. Diese ist jedoch die in der Fachliteratur am häufigsten genannte Methode, die auch meist in den Unternehmen verwendet wird. Auch gibt es bei der Berechnung der Risikoprioritätszahl Unterschiede, weil in der Praxis teilweise die die Entdeckungswahrscheinlichkeit nicht in die Berechnung einfließt. Ich möchte mich hier aber auf die Risikoprioritätszahl mit drei Faktoren konzentrieren und diese im ersten Schritt theoretisch zu erläutern, um sie danach an einem ganz praktischen Beispiel zu verdeutlichen.

Die Risikoprioritätszahl ist ein rechnerischer Wert, der sich aus drei Faktoren berechnet:

  1. Auftretenswahrscheinlichkeit eines Fehlers
  2. Entdeckungswahrscheinlichkeit eines Fehlers
  3. Auswirkung eines Fehlers

Jeder dieser Faktoren wird auf folgende Weise mit einem Wert von 1–10 angegeben:
Bei der Auftretenswahrscheinlichkeit wird ein niedriger Wert angegeben, wenn die Wahrscheinlichkeit des Fehlers sehr gering ist und ein hoher Wert, wenn es eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit für das Auftreten dieses Fehlers gibt.

Ist die Entdeckungswahrscheinlichkeit eines aufgetretenen Fehlers sehr hoch, so wird ein niedriger Wert vergeben und bei einer niedrigen Entdeckungswahrscheinlichkeit wird wiederum ein demensprechend hoher Wert angesetzt.

Bei der Auswirkung des Fehlers wird ein niedriger Multiplikator angesetzt, wenn die Auswirkungen des Fehlers sehr gering sind und ein hoher Multiplikator, wenn die Auswirkungen des Fehlers sehr hoch sind und zum Beispiel die Gesundheit oder das Leben von Menschen gefährdet sind.
Mit diesen drei Faktoren wird die Risikoprioritätszahl rechnerisch ermittelt. Dabei ergibt sich theoretisch eine Möglichkeitsspanne der Risikoprioritätszahl von 1 – 1.000:

Wenn die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Fehlers sehr niedrig ist (1), die Entdeckungswahrscheinlichkeit sehr hoch (1) und die Auswirkungen des Fehlers sehr niedrig sind (wieder Faktor 1), dann ergibt sich daraus eine Risikoprioritätszahl von 1.

Wenn die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Fehlers sehr hoch ist (10), die Entdeckungswahrscheinlichkeit sehr niedrig (10) und die Auswirkungen des Fehlers extrem hoch sind (wiederum Faktor 10), dann ergibt sich daraus eine Risikoprioritätszahl von 1.000.

Wenn sie also eine Handvoll potenzieller Risiken haben und für jedes dieser Risiken die Risikoprioritätszahl bilden, dann können sie darüber ableiten (anhand der höchsten Werte), welche Risiken zuerst und vordringlich behandelt werden sollten.

So weit, so theoretisch….

Praktisches Beispiel zur Bildung einer Risikoprioritätszahl

Wie in vielen meiner Beiträge üblich, möchte ich es an dieser Stelle aber nicht bei einer theoretischen Erläuterung belassen, sondern die Ermittlung einer Risikoprioritätszahl auch an einem ganz praktischen Beispiel erläutern.
Versetzen wir uns daher erstmal gedanklich in die Lage einer Kfz-Werkstatt. Dort werden in regelmäßigen Abständen (zweimal im Jahr) Winter- und Sommerreifen gegeneinander ausgetauscht. Bei jedem dieser Radwechsel kann es rein theoretisch dazu kommen, dass die Radmuttern nicht korrekt angezogen werden und sich so durch Vibration zu einem späteren Zeitpunkt lösen. Dadurch würde eine gefährliche Situation im Straßenverkehr entstehen.

Bilden wir daher also für dieses potenzielle Risiko eine Risikoprioritätszahl:
Ich persönlich als Laie würde es jetzt als nicht so sehr wahrscheinlich ansehen, dass dieser Fehler auftritt und vergebe daher mal eine Wahrscheinlichkeitszahl von 3.

Wenn wir jetzt noch davon ausgehen, dass der korrekte Sitz der Radmuttern nicht überprüft wird, so ist die Entdeckungswahrscheinlichkeit als sehr niedrig oder nahezu gegen null anzusehen und daher müssen wir dort die Entdeckungswahrscheinlichkeit mit dem Faktor 10 belegen. Bezüglich der Auswirkung dieses Fehlers würde ich persönlich ein Faktor von 9 ansetzen, da durch das mögliche Lösen von Radmuttern im Straßenverkehr eine gefährliche Situation für Leib und Leben des Fahrers sowie auch anderen Verkehrsteilnehmern auftreten kann.
Wenn wir also die Faktoren 3 und 10 und 9 multiplizieren, dann erhalten wir eine Risikoprioritätszahl von 270. Meine praktische Erfahrung ist, dass eine Risikoprioritätszahl von 270 schon relativ hoch ist und in der Regel zum zügigen Handeln veranlassen sollte.

Wenn wir uns jetzt die einzelnen Einflussfaktoren anschauen, dann sehen wir, dass wir die Auftretenswahrscheinlichkeit dieses Fehlers (zum Beispiel, weil eine Radmutter beim Aufdrehen verkantet) nur sehr bedingt beeinflussen können. Genauso wenig können wir allerdings die Auswirkungen des Fehlers verändern – denn es wird immer eine gefährliche Situation entstehen, wenn sich Radmuttern im Straßenverkehr lösen sollten. Allerdings haben wir am Punkt der Entdeckungswahrscheinlichkeit die größten Einflussmöglichkeiten.

Wenn wir zum Beispiel eine Maßnahme definieren, dass der korrekte und feste Sitz der Radmuttern nach Aufziehen der Sommer- bzw. Winterreifen kontrolliert werden soll, dann können wir die Entdeckungswahrscheinlichkeit signifikant steigern und dadurch einen deutlich geringeren Wert als Faktor dort ansetzen.

In diesem praktischen Beispiel würde ich nach der Umsetzung der Maßnahme (Kontrolle des korrekten Sitzes der Radmuttern) dort eine sehr hohe Entdeckungswahrscheinlichkeit voraussetzen und damit den Faktor auf nur noch 2 festlegen. Wir könnten rein theoretisch an dieser Stelle auch eine 1 vergeben. Ich persönlich rechne aber lieber mit einer 2, da es ja durchaus möglich ist, dass das Überprüfen des Sitzes der Radmuttern vielleicht nicht hundertprozentig korrekt erfolgt.

Wenn wir aber jetzt die Faktoren (Auftreten, Entdeckung und Auswirkung) multiplizieren, dann erhalten wir durch die Faktoren 3, 2 und 9 eine Risikoprioritätszahl von 54.
Ebenfalls aus meiner praktischen Erfahrung kann ich sagen, dass eine Risikoprioritätszahl von 54 in der Regel in vertretbarem Rahmen liegt. Hätten wir also gleich am Anfang unseres Beispiels eine Risikoprioritätszahl von 54 gehabt, so hätte ich voraussagen können, dass es andere Risiken gibt, die eine deutlich höhere Risikoprioritätszahl aufweisen, also die dringender zu bearbeiten gewesen wären.

Praktischer Tipp zur Umsetzung der Risikoprioritätszahl

Wie oben schon beschrieben, soll die Risikoprioritätszahl den Unternehmen ein praktisches Werkzeug an die Hand geben, um die Dringlichkeit von Handlungen bezüglich ihrer identifizierten Risiken einschätzen und vergleichen zu können. Nun gebe ich aber zu, dass die Faktoren, die auf die Risikoprioritätszahl Einfluss nehmen, nicht immer ganz objektiv zu ermitteln sind bzw. teilweise auch subjektiven Einschätzungen der Personen unterliegen, die diese Faktoren bestimmen. Daher finde ich es persönlich sehr wichtig, dass wenn man verschiedene Risikoprioritätszahlen miteinander vergleichen möchte, diese Risikoprioritätszahlen von ein und derselben Person oder Personengruppe bestimmt und festgelegt werden. Und dabei ist es dann egal, ob man verschiedene Risiken anhand ihrer Risikoprioritätszahl miteinander vergleichen möchte oder ob man das Risiko vor und nach dem Umsetzen einer Maßnahme vergleicht. Die Vergleichbarkeit der Kennzahlen wird dadurch erst gewährleistet.

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